In der spirituellen Szene wird Bewerten und Abwerten oft gleichgesetzt, dabei gibt es einen fundamentalen Unterschied, den ich hier kurz erklären will.
Bewerten
Bewerten ist ein neutraler Prozess, bei dem etwas analysiert und beurteilt wird, ohne dass ein negativer oder positiver emotionaler Einfluss vorliegt.
Das Bewerten zielt darauf ab, eine möglichst objektive Einschätzung zu geben, basierend auf Fakten und logischen (nachvollziehbaren) Überlegungen.
Bewertungen können hilfreich sein, um Entscheidungen zu treffen, die Effizienz zu steigern oder Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren.
Beim Bewerten wird versucht, alle relevanten Aspekte zu berücksichtigen, ohne Vorurteile oder persönliche Befindlichkeiten.
Beispiele:
Eine Führungsperson beurteilt ihre MitarbeiterInnen nach bestimmten Kriterien. Sie sollte darauf achten, dass persönliche Sympathie oder Antipathie keine Rolle spielt, was zu unfairen Bewertungen führen könnte.
Eine Lehrerin beurteilt die Prüfungsergebnisse ihrer SchülerInnen.
Jemand bewertet seine finanzielle Situation, um Budgetentscheidungen treffen zu können.
Wenn wir Lebensmittel einkaufen, kaufen wir dieses oder jenes aus der ganzen Fülle, weil wir gewisse Kriterien anwenden.
Die geistige Welt bewertet den spirituellen Fortschritt eines Menschen nach dessen Lichtquotienten, d.h. nach der Stärke des inneren Lichtes. (Dieser Lichtquotient ist entscheidend, ob eine weitere Einweihung vorgenommen werden kann oder nicht. Mehr dazu in meiner Blogserie «spirituelle Entwicklung»)
Abwerten
Abwerten ist ein negativer Prozess, bei dem jemand oder etwas als minderwertig, schlecht oder unwürdig dargestellt wird.
Es basiert oft auf subjektiven Meinungen, Vorurteilen oder negativen Emotionen.
Abwertungen können verletzend sein, das Selbstwertgefühl beeinträchtigen und negative soziale Dynamiken fördern.
Abwerten geht häufig mit moralischen Urteilen einher und setzt sich nicht mit den positiven Aspekten auseinander.
Beispiele:
Löhne werden aufgrund des Geschlechtes ausbezahlt. Der vielerorts immer noch vorhandene Lohnunterschied zwischen Mann und Frau ist nichts anderes als die Abwertung der Frau, sofern die gleichen Qualifikationen und Leistungen vorliegen.
Staatsmänner werden aufgrund ihrer (schlechten) Entscheidungen emotional abqualifiziert, ohne die Berücksichtigung aller Aspekte.
Menschen werden aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Rasse oder Nationalität abgewertet.
Menschen werden aufgrund ihres «unspirituellen» Verhaltens abgewertet.
Warum werden diese beiden Begriffe in der spirituellen Szene oft gleichgesetzt?
In der spirituellen Szene wird oft großer Wert auf Positivität, Akzeptanz und Nichtverurteilung gelegt. Dabei können die Begriffe "Bewerten" und "Abwerten" aus den folgenden Gründen manchmal vermischt oder gleichgesetzt werden:
Streben nach Nichtverurteilung: Viele spirituelle Lehren betonen die Wichtigkeit, nicht zu urteilen und sich in bedingungsloser Akzeptanz zu üben. Dies kann zu einer Vermeidung jeglicher Form von Bewertung führen, um nicht versehentlich abzuwerten.
Missverständnis der Begriffe: Es kann ein Missverständnis darüber geben, was bewerten tatsächlich bedeutet, und es wird möglicherweise fälschlicherweise als synonym für abwerten betrachtet.
Vermeidung von Negativität: Da in der spirituellen Szene oft eine starke Betonung auf positive Energie und Schwingungen liegt, wird jegliche Form von Bewertung als potenziell negativ angesehen und daher vermieden.
Ganzheitlicher Ansatz: Spirituelle Praktiken fördern häufig einen ganzheitlichen Ansatz, der dazu ermutigt, Menschen und Situationen nicht zu zerlegen und zu bewerten, sondern als Ganzes anzunehmen.
Fazit
Bewerten ist ein neutraler, oft notwendiger Prozess zur Einschätzung und Entscheidungsfindung, während Abwerten eine negative Handlung ist, die auf Vorurteilen und negativen Emotionen basiert. In der spirituellen Szene wird oft Wert auf Nichtverurteilung und Akzeptanz gelegt, was zu einer Vermeidung von Bewertungen führen kann, um nicht versehentlich abzuwerten. Es ist wichtig, den Unterschied zu verstehen, um zu einer objektiven Beurteilung und respektvoller, nicht-verurteilender Haltung zu finden.
Empfehlung
Ich empfehle Dir, Deine Gedanken und insbesondere deinen sprachlichen Ausdruck diesbezüglich gut zu beobachten. Bist Du neutral (und liebevoll) bewertend oder schwingt Abwertung und damit Überheblichkeit hinein?
Diese Überheblichkeit oder spiritueller Hochmut ist nebst negativem Stolz bei spirituellen Menschen weit verbreitet. Dieses Sich-von-anderen-Abheben-(Wollen) gehört zur normalen spirituellen Entwicklung und dient als Schutz oder als eigene Aufwertung (bei vorhandener Minderwertigkeit oder vermindertem Selbstwertgefühl).
Wichtig ist, es zu erkennen und zu überwinden, um auf dem spirituellen Weg Fortschritte machen zu können.
In diesem Sinne: Sei immer ehrlich zu Dir selbst!
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