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Der spirituelle Weg und Verpflichtung

Aktualisiert: 5. Okt. 2022



Die Verpflichtung

In Bezug auf Spiritualität liest man dieses Wort eher selten bis gar nicht. Und doch hat es eine grosse Bedeutung, denn wie will man den spirituellen Weg gehen, ohne eine Verpflichtung einzugehen. Wer sich für diesen Weg entscheidet, wird vielleicht zwischendurch – auf jeden Fall ging es mir so – hadern und denken, dass all die andern Leute, die nicht diesen Weg wählen, es doch viel besser haben. Aber schlussendlich, wenn man mal die grössten Hürden hinter sich hat, will man diesen Weg gar nicht mehr verlassen, denn nur er bringt einem das Gefühl der Glückseligkeit.

Der schmale Pfad

Der spirituelle Pfad ist meist ein schmaler Pfad. Ohne verpflichtenden Fokus und ohne Mut kann man ihn nicht gehen. Schlussendlich wird jeder Mensch von seiner Seele zu diesem Pfad gerufen. Es ist unausweichlich. Der Mensch kann sich mit seiner Persönlichkeit und seinem Ego wehren, aber früher oder später wird er auf den spirituellen Pfad gelangen, auch wenn dies zuerst vielleicht mit Leid und Krankheit einhergeht. Wenn jemand die Impulse der Seele empfängt und umsetzt, kann er/sie das ganze Leid etwas umschiffen.

Aber wie Du vielleicht selber weisst, lernt der Mensch meist nur über das eigene Leid. Oder war es bei Dir anders?

Innere Reflektion

Der spirituelle Pfad ist auch von dem her nicht so leicht, weil es auf dieser Welt so viele andere Verpflichtungen gibt. Die Verpflichtung zur Arbeit zu gehen, Geld zu verdienen, für die eigene Frau/den eigenen Mann, die eigenen Kinder zu sorgen.

Wieviel Zeit bleibt Dir da für Meditation, für eine Zeit der Stille, für eine Zeit nur für Dich selber? Nimmst Du Dir auch Zeit, um den Tag zu reflektieren. Mein spiritueller Lehrer sagte immer und dem stimme ich zu: „Ohne innere Reflektion gibt es keinen Fortschritt.“ Also verpflichte Dich, täglich oder zumindest 2 x in der Woche den Tag zu reflektieren. Was habe ich gut gemacht, was habe ich nicht gut gemacht? Nimm zuerst das Gute, das ist wichtig. Das schlechte Verhalten kannst Du ja mit der Wandtafeltechnik auslöschen, die ich Dir schon mal vorgestellt habe und Dir dann das Verhalten, die Gefühle vorstellen, die Du das nächste Mal in der gleichen Situation haben möchtest.

Tugenden entwickeln

Ich erwähnte ja bereits die vielen weltlichen Verpflichtungen, die Du erfüllen musst. Natürlich ist es für dich einfacher, wenn Du diese nicht als Verpflichtung empfindest, sondern diese mit Liebe, Freude und Spass ausführst. Aber so ist es sicher nicht immer. All diese Verpflichtungen sind schlussendlich ein Übungsfeld, um Tugenden zu lernen bzw. auszuweiten, wie z.B. die Tugend der liebevollen Freundlichkeit und des Nicht-Verletzens.

Auf der physischen Ebene bedeutet diese Tugend, niemanden zu schlagen. Ich geh davon aus, dass dies bei Euch nicht passiert. Schon schwieriger wird es auf der emotionalen Ebene, denn da hat man schnell mal ein falsches Wort gesagt und jemanden verletzt. Und noch schwieriger ist es auf der mentalen Ebene, denn da hat man schnell mal negative Gedanken über jemanden.

In Experimenten haben sie schon herausgefunden, dass z.B. ein Schüler schlechte Noten abliefert, wenn der Lehrer ihm nichts zutraut. Also denkt nicht, dass Eure negativen Gedanken über einen anderen Menschen diesen nicht beeinflussen. Damit will ich Euch nicht Angst machen, aber Euch auf Eure Verantwortung hinweisen.

Schau mal an, über wen Du negativ denkst und dann kreiere positive Gedanken. Du kennst ja vielleicht das indianische Sprichwort: „Urteile nie über jemand anderen, bevor Du nicht einen Mond lang in seinen Mokassins gegangen bist!“. Wenn Du nicht selber beurteilt und verurteilt werden möchtest, dann tue es selber auch nicht.


Disziplin und Mässigkeit

Swami Chidananda – ein bekannter indischer Yoga-Meister - sagt zum Thema Verpflichtung: „Sei verpflichtet. Fühle dich verpflichtet. Verpflichte dich. Auf dem spirituellen Weg ist es wichtig, dass du dich wirklich innerlich verpflichtest den Weg zu gehen.“

Weil, wenn Du das nicht tust, wirst Du den Weg nicht gehen können oder dann immer mit Unterbrechungen, denn es gibt ja so viele Ablenkungen auf dieser Welt. Deshalb ist auf diesem Weg auch Disziplin und die Tugend der Mässigkeit von Bedeutung.

Wenn Du mit dem Wort Disziplin Mühe hast, dann sicher deswegen weil Du es negativ erfahren hast. Disziplin jedoch an und für sich ist völlig neutral. Du könntest es auch übersetzen mit "Konstanz von Ziel und Bemühungen". Wie erreiche ich nun diese Konstanz bzw. Disziplin? Schlussendlich durch den Willen, etwas umsetzen zu wollen und auch dran zu bleiben. Der Wille gehört ja zum ersten Strahl. Wenn Deine Seele zum ersten Strahl gehört, dann wird es Dir einfacher fallen, Konstanz aufzubringen als eine Seele vom 2. Strahl, dem Strahl der Liebe, denn Liebe ist eher nachgiebig und das ist halt nicht in allen Situationen sinnvoll.

Warum ist auch die Tugend der Mässigkeit von Bedeutung? Weil, wenn Du es übertreibst, was es auch immer sein mag, zuviel essen, rauchen, Alkohol, zuviel meditieren, bringst Du Dich aus dem Gleichgewicht. Geh den Weg der Mitte. Damit Du diesen Weg gehen kannst, braucht es wiederum Achtsamkeit.

Ich wünsche Dir viel Achtsamkeit für alles, was Du machst und die nötige Disziplin für Deinen Weg!

Verpflichtung und das innere Kind

Passt das überhaupt zusammen? Haben wir nicht genügend erfahren, dass Pflicht etwas Mühsames, Mühseliges ist? Tu dies, tu das und wenn nicht, dann gibt es vielleicht sogar Schläge. Wenn Du nicht brav bist, dann gibt es eine Ohrfeige, eine Tracht Prügel mit dem Stock oder eins mit dem Teppichklopfer auf den nackten Po.

Pflicht ist bei uns doch mehr oder weniger mit Freudlosigkeit verbunden. Deshalb wehren wir uns vielleicht auch so sehr gegen eine erneute Verpflichtung, denn sie bringt ja nur Schmerzen mit sich. Ja, und so ist es doch auch auf dem spirituellen Weg. Schon wieder Schmerzen – hier und da. Aber diesmal anders: wir müssen ihn nicht immer und immer wieder neu erleben, nein, er darf sich auflösen – für immer. Aber, um dieses Auflösen zu erleben, braucht es eben eine innere Verpflichtung und so kann sich auch das innere Kind von Zwängen und aufoktroyierten Verpflichtungen befreien, so dass es wieder aus Freude, mit Spass und Lust handeln bzw. mit den vielen Möglichkeiten spielen kann. So können wir als Erwachsene – gemeinsam mit unserem inneren Kinde – wieder lernen und erfahren, dass die Verpflichtung für unseren Seelenweg etwas Schönes und Befreiendes sein kann.

In diesem Sinne wünsche ich uns allen genau diese innere Verpflichtung, die uns befreit und uns mit Freude unsere Aufgaben ausführen lässt.







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