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paulbetschart63

Brauchen wir unser Ego?


In der spirituellen Szene hört oder liest man immer wieder mal, dass wir unser Ego brauchen, um in dieser Welt leben zu können. Dies ist aber ein grosser Irrtum und stammt wohl auch daher, dass das Ego unterschiedlich definiert wird.


Aus meiner Sicht ist Ego der Anteil in uns, der von Gott abgewandt ist und an niederen weltlichen Dingen und Emotionen festhält. Ist jemand der Meinung, dass wir einen solchen Teil brauchen, um in dieser Welt leben zu können?


Wenn wir Ego – was auf lateinisch „Ich“ heisst - als unsere Persönlichkeit definieren, dann sieht es etwas anders aus. Aber selbst hier würde es nicht stimmen, denn auf dem spirituellen Weg muss dieses „Ich“ überwunden werden.


Wenn wir in der 3. Einweihung* mit der Seele verschmelzen und diese Seele in der 4. Einweihung mit einem noch höheren Aspekt von uns – der meist Monade genannt wird – verschmilzt, was genau von dieser Persönlichkeit, von diesem „Ich“ brauchen wir dann noch?


Bereits auf Seelenebene sind wir gruppenbewusst. Das Persönliche tritt in den Hintergrund. Klar, wir haben diese Persönlichkeit, aber unser Handeln richtet sich nicht nach persönlichen Bedürfnissen, Motiven und Anliegen, sondern nach der Seele oder noch höheren Aspekten von uns selbst.


Um in dieser Welt leben zu können, brauchen wir weder unser Ego noch unsere Persönlichkeit. Wir brauchen Erdung, Kraft, Unterscheidungsvermögen, Weisheit und Anpassungsfähigkeit, um nur einige Eigenschaften zu nennen. Dies sind jedoch Eigenschaften und nicht mit der Persönlichkeit als ganzes zu verwechseln.


Im Grunde genommen ist die Diskussion, ob es das Ego braucht oder nicht, gar nicht relevant, denn die Weisen und Yogis haben meines Wissens nicht davon gesprochen, dass man das Ego überwinden müsse. Sie sprechen davon, welche negativen Eigenschaften man überwinden muss und sie lehren einem, wie man höheres Bewusstsein erreicht.


Patanjali z.B. schreibt in seinen Yoga-Sutras von neun Störungen oder Hindernissen, um höheres Bewusstsein zu erlangen:


-          Krankheit (vyadhi)

-          geistige Trägheit, Dumpfheit (styana)

-          Zweifel, Unentschlossenheit (samshaya)

-          Nachlässigkeit, Unaufmerksamkeit (pramada)

-          Faulheit, Schwäche (alasya)

-          weltliches Vergnügen, Sinnesfreuden, Verlust von Leidenschaftslosigkeit (avirati)

-          verwirrte Gedanken, Unsicherheit (bhranti-darshana)

-          Nachlassen in der Übung und im Streben (alabdha-bhumika)

-          Unbeständigkeit, Unfähigkeit zur Konzentration (anavasthi-tatva)


Wenn wir diese Hindernisse überwinden können bzw. aus unserem Bewusstsein, aus unserem Leben verbannen können (im positiven Sinne von verbannen), dann sind wir auf sehr gutem Wege.


Selbstverständlich darf man gerne anderer Meinung sein, aber dann soll man doch bitte genau definieren, was man jeweils unter den Begriffen versteht. Ansonsten trägt das nur zur Verwirrung und zur Verwässerung von grundlegenden spirituellen Lehren bei.


Diese grundlegenden Lehren findest Du in meinen anderen Blogbeiträgen, vor allem in der Blogartikelserie "spirituelle Entwicklung".





    

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